Laut internen Quellen von Apple, unter anderem dem Berichterstatter Mark Gurman, wird bei der jährlichen Entwicklerkonferenz WWDC, die am 9. Juni stattfindet, ein Jahr nach der Einführung von Apple Intelligence das strategische Dilemma dieser Technologiegiganten im Bereich Künstlicher Intelligenz ans Licht kommen.
„Schlankversion“ des Modells verfügbar, Kerntechnologien geheim gehalten
Das Hauptereignis der WWDC im Bereich KI wird darin bestehen, dass Apple seine selbst entwickelten Basismodelle Dritten-Partei-Entwicklern zugänglich macht. Diese Modelle können auf Apple-Geräten laufen und verfügen über etwa 3 Milliarden Parameter. Im aktuellen Branchenstandard ist dies eine relativ kleine Größe und ihr Leistungsprofil ist begrenzt, wobei sie hauptsächlich grundlegende Funktionen wie Textzusammenfassungen unterstützen.
Noch überraschender ist jedoch, dass Apple tatsächlich ein breites Spektrum stärkerer interner KI-Modelle hat. Laut Gurmans Bericht sind mehrere Modelle mit 300 Millionen, 700 Millionen, 3,3 Milliarden und 15 Milliarden Parametern im Einsatz. Das größte Cloud-basierte Modell hat bei internen Benchmark-Tests Leistungen erreicht, die mit der aktuellen Version von ChatGPT vergleichbar sind und komplexe Aufgaben verarbeiten kann, was gegenüber Geräte-seitigen Modellen erhebliche Verbesserungen zeigt.
Dieses Modell mit 15 Milliarden Parametern ist jedoch derzeit nur für interne Tests vorgesehen und wird hauptsächlich im internen „Playground“-System zur Vergleichsbeurteilung mit Werkzeugen wie Gemini und ChatGPT verwendet. Es gibt momentan keine Pläne für eine öffentliche Veröffentlichung.
Massive Führungskrise, alle großen Projekte verzögert
Gurman betont, dass in Apple starke Meinungsverschiedenheiten bezüglich der KI-Strategie bestehen. Die Besorgnis über KI-Illusionen hat dazu geführt, dass das Unternehmen bislang zögert, seinen eigenen Chatbot zu veröffentlichen. Dies erklärt auch, warum Apple Intelligence die Option ChatGPT integriert hat.
Viele wichtige KI-Projekte haben erhebliche Verzögerungen erfahren. Die geplante neue Generation des konversationsfähigen Siri, die sich mit den fortschrittlichen Sprachfunktionen von ChatGPT messen soll, hat ihre Einführung unbestimmt verschoben. Auch die umfassende Aktualisierung der Quick Actions App für Apple Intelligence soll erst 2026 erscheinen.
Außerdem hat das Projekt „Mulberry“, das ein AI-gestütztes Gesundheitssystem entwickeln soll, technische Hindernisse zu überwinden, während der interne Web-Chatbot „Knowledge“, der eine Nachahmung des Perplexity-Dienstes darstellen soll, noch einen langen Weg vor sich hat, bevor er veröffentlicht werden kann.
WWDC als „Marketing-Pakett“
Zusätzlich zu der Verfügbarkeit der Basismodelle werden auf der WWDC meist nur kleinere Updates von AI-Funktionen vorgestellt: Der Energiesparmodus für AI, eine Übersetzungsanwendung, die Siri und AirPods unterstützt, sowie bestehende Tools aus Safari und der Fotos-Anwendung, die neu als „KI-gesteuerte“ Funktionen vermarktet werden sollen. Gurman merkt an, dass diese Änderungen eher aus Marketinggründen erfolgen als aus echter technischer Innovation.
Apple stellte Apple Intelligence im Juni 2024 als „Künstliche Intelligenz für jedermann“ vor. Die ersten Funktionen, wie Genmoji, automatische Texteingaben und kontextuelle Benachrichtigungen, hatten bei Entwicklern und Nutzern gemischte Reaktionen, was die Nachteile von Apple im Bereich generativer KI deutlich macht.
Gegenwärtig blockieren die konservative Strategie und die internen Meinungsverschiedenheiten Apples Wettbewerbsvorteile in der Technologiebranche.